Die Flamme
(Christian Morgenstern)
So sterben zu müssen -
auf einer elenden Kerze!
tatenlos, ruhmlos
im Atemchen
eines Menschleins
zu enden! ...
Diese Kraft,
die ihr alle nicht kennt -
diese grenzenlose Kraft!
Ihr Nichtse! ...
Komm doch näher,
du schlafender Kopf!
Schlummer,
der du ihn niederwarfst -
ruf doch dein Brüderlein Tod -
er soll ihn mir zuschieben -
den Lockenkopf -
ich will ihn haben - haben!
Sieh,
wie ich ihm entgegenhungre!
Ich renke mir alle Glieder
nach ihm aus ...
Ein wenig noch näher -
näher -
ein wenig -
so -
jetzt vielleicht -
wenn's glückt -
ah! du Hund!
Er will erwachen?
still -
still -
so ist's noch besser!
Der Pelz am Mantel -
Der Pelz - der Pelz -
hinüber - hinüber -
ahhh! fass ich dich - hab ich dich -
hab ich dich, Brüderchen -
Pelzbrüderchen, hab ich dich - ahhh!
Hilft dir nichts -
wehr dich nicht mehr!
Mein bist du jetzt -
Hand weg!
Wasser weg!
Mein bist du jetzt!
Wasser weg!
Wart', da drüben ist
auch noch für mich -
so -
den Vorhang hinauf -
fängst mich nicht mehr -
Tuch - Tuch -
jetzt bin ich Herr!
Siehst du, jetzt breit' ich mich
ganz gemächlich im Zimmer aus -
lass doch den Wasserkrug!
Lass doch das Hülfgeschrei!
Bis sie kommen
bin ich schon längst
in den Betten und Schränken -
und dann könnt ihr nicht mehr herein -
und ich beiß' in die Balken der Decke -
die dicken, langen, braunen Balken -
und steig' in den Dachstuhl -
und vom einen Dachstuhl
zum andern Dachstuhl -
und irgendwo
werd' ich wohl Stroh finden,
und Öl finden,
und Pulver finden -
das wird eine Lust werden!
Das wird ein Fest werden!
Und wenn ich die Häuser alle zernichtet -
dann wollen wir mit Wäldern
die Fische in den Flüssen kochen -
und ich will euch hinauftreiben
auf die kältesten Berge -
und da droben
sollt auch ihr meine Opfer werden,
sollt ihr meine Todesfackeln werden -
und dann wird alles still sein -
und dann -
Der Tod im Baum
(Paul Heyse)
Im Nebelduft am Straßensaum
Da steht ein Ebereschenbaum.
Die Früchte schimmern blutigrot,
Im kahlen Wipfel hockt der Tod.
Die Fiedel hält die Knochenhand,
Mit Menschensehnen bleich bespannt.
Den Schädel, der wie Silber glänzt,
Ein Kranz von Vogelbeeren kränzt.
Der Kiefer blank die Zähne zeigt,
Er grinst vergnügt und singt und geigt.
Aus schwarzer Ackerfurch' zu hauf
Ein Schwarm von Krähen flattert auf.
Der Singsang des Gerippleins gellt:
»Nun bist du mein, du weite Welt!
Die schwarzen Vögel hör' ich schrein,
Ihr sollt die Totengräber sein.
[268]
Was je geblüht, was je gelacht,
Wird nun ins kalte Grab gebracht.
Die Welt ringsum liegt tot und stumm –
Was aber klingt dort für Gesumm?«
Ein Büblein kommt des Wegs daher,
Zur Schule trägt's sein Ränzel schwer.
Der Ostwind pfeift ihm ins Gesicht,
Den kleinen Mann bekümmert's nicht.
Und wie er tapfer fürbaß zieht,
Er summt ein lieblich Weihnachtslied.
Der Tod im Baume lauscht voll Grimm,
Möcht schweigen gern die Kinderstimm'.
Er wirft den Kranz ihm an den Kopf,
Da lacht hinauf der muntre Tropf:
Das schöne Kränzel heb' ich auf! –
Mit Schrein entschwirrt der Krähenhauf.
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